Diakonissendenkmal

Hintergrund

Das Diakoniewerk Halle wurde 1857 nach dem Vorbild der Diakonissenanstalt in Kaiserswerth gegründet. Die Einrichtung gab Frauen die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und mit ihrer Fürsorgetätigkeit für das eigene Auskommen zu sorgen. Ergänzt durch einen geistlichen Vorsteher organisierte die Schwesternschaft ihr Arbeiten und Zusammenleben selbst. Durch die Bewegung der Diakonissenhäuser wurde die Entwicklung des Gesundheitswesens maßgeblich befördert. Zahlreiche Krankenhäuser in ganz Europa haben Ihren Ursprung darin.

In 150-jähriger Geschichte haben Diakonissen im Diakoniewerk Halle "mit Herz für Mensch und Gott" Meilensteine in der Pflege und dem Dienst am Menschen gesetzt, in der Alten- und Krankenpflege, der Kinder- und Behindertenarbeit, in Ausbildung und Seelsorge.
Von der Zeit der Weimarer Republik bis in die Zeit nach dem II. Weltkrieg, der Blütezeit des Diakonissentums in Deutschland, gehörten teilweise mehr als 400 Diakonissen, Novizinnen, Probeschwestern und Diakonissenschülerinnen zum halleschen Mutterhaus. Insgesamt waren in Halle etwa 600 Frauen als Diakonissen aktiv. Sie waren in weiten Teilen Deutschlands im Dienste Gottes für den Nächsten unterwegs und tätig. Mit der gesellschaftlichen Emanzipation der Frauen und der Professionalisierung der Gesundheitsversorgung verlor die Diakonissenbewegung ab Mitte des 20. Jahrhunderts zusehends an Bedeutung. Seit 1978 wurde in Halle keine Diakonisse mehr eingesegnet.

Die letzten Diakonissen in Halle beendeten Ihren aktiven Dienst Anfang der 2000er Jahre. In dieser Zeit fiel auch die Entscheidung, die ursprüngliche Tradition des Diakonissenwesens in Halle nicht zu transformieren und zu Ende gehen zu lassen. Heute leben noch acht Diakonissen. Im Alltag sind sie nur noch selten zu sehen. Heute verrichtet eine Diakonisse der Schwesternschaft Witten im Altenpflegeheim Johannes-Jänicke-Haus ihren Dienst. 

 

Denkmal

Das Denkmal aus Echt-Antikglas vor dem Diakoniekrankenhaus Halle soll an das Wirken von Frauen erinnern, die in den zurückliegenden über 160 Jahren als Diakonissen in Halle tätig waren. Das zwei Meter hohe Denkmal wurde von der Künstlerin Anne Knödler aus Halle entworfen, geplant und umgesetzt. Es besteht aus zwei Glastafeln, die ein Mosaik und eine abstrahierte Silhouette von Diakonissen integrieren. Grundlage für die Gestaltung der Silhouetten war ein Foto von Marcus-Andreas Mohr. Das Glas für das Mosaik wurde auf traditionelle Weise mundgeblasen und im Glasstudio Derix in Taunusstein geschnitten und zusammengefügt.

 

Künstlerin

Anne Knödler studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle sowie an der Kunsthochschule Mimar Sinan in Istanbul. Seit 2014 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Neben Arbeiten mit Glas ist sie außerdem Mitglied der Gruppe „leavinghomefunktion“, welche multimedial arbeitet. Mit ihrem Entwurf zum Diakonissendenkmal überzeugte sie in einem öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb eine neunköpfige Jury.

 

Begründung der Jury

Die Wahl fiel auf den Entwurf von Anne Knödler, weil die Installation wie ein Willkommensgruß wirkt und dem Betrachter vor Augen führt, dass Idee und Wirken der Diakonissen bis in die Gegenwart Bedeutung haben. Ihre Darstellung im zeitgenössischen Medium der Fotografie und die Umsetzung in einem technisch interessanten Material ist ein Brückenschlag von der Vergangenheit in unsere Zeit. Die Komposition gibt sich als aufgeschlagenes Buch, das spricht. Licht, Himmel und Wolken werden sich lebendig im Glas spiegeln und uns sagen: Die Diakonissen tragen den Himmel und Gott im Herzen.           

Dr. Katja Schneider-Stief, Vorsitzende der Jury zur Auswahl eines Denkmal-Entwurfs